Die Aufstiegsroute

 
Das Höhenprofil


Der Mustagh-Ata gilt mit seinen 7546 Metern als sehr hoher, wunderschöner und technisch relativ leichter Berg. Charakteristisch für den Berg sind seine insgesamt fünf Gletscherarme, zwischen denen sich jeweils breite, teils mit verdeckten Spaltenzonen durchsetzte Rücken erstrecken. Wir werden versuchen, den Gipfel über die Westflanke mit Schiern, über 2 bis 3 Hochlager zu erreichen. Im August liegt die Schneegrenze in diesen Breiten zwar erst bei etwa 5000 Metern, dafür ist das Wetter oft stabiler und unsere Chancen höher unseren Traum einer Abfahrt über den Wolken zu verwirklichen.

Wir planen eine Besteigung im Expeditionsstil („Schaukelprinzip“). Wir werden also am Beginn unserer Tour mit mehreren Auf-, Abstiegen, Ruhephasen und langsamer Höhenakklimatisierung die Hochlager einrichten. Erst wenn ein Grossteil der Expeditionsausrüstung entlang der Aufstiegsroute verteilt ist und wir uns an die Höhe gewöhnt haben erfolgt der eigentliche Gipfelversuch. Diese Vorgangsweise erklärt, warum trotz einer Nettoaufstiegszeit von etwa 20 Stunden und einer Nettoweglänge von „nur“ 11 Kilometern zumindest 10 bis 15 Tage für den Aufstieg notwendig sein werden. Die Besteigung soll außerdem „by fair means“ erfolgen: Ab dem Basislager verzichten wir auf aufstiegserleichternde Hilfsmittel wie Träger oder Sauerstoff.

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Im Detail führt unser Weg Richtung Gipfel zunächst von der kleinen Siedlung Subash am Karakorum Highway (KKH) ins Basislager auf 4450m. Der Weg gilt als leichte Trekkingtour. Bis ins Basislager wird ein Teil unserer Ausrüstung noch von Kamelen getragen. Das Basislager selbst liegt in der Mulde zwischen Jambulak- und Taschal-Tumbak-Gletscher.

Vom Basislager aus führt der weitere Weg über die im unteren Bereich mit 25-30° mittelsteilen Schutthänge (Schottermoränen) ins erste Höhenlager auf 5400m (900 HM, 3 – 5 Stunden Gehzeit). Von Lager I geht es im Anschluss durch die landschaftlich beeindruckenden Eisbrüche durch die mit 40° bis 45° steilsten Anstiegspassagen ins Hochlager II auf 6.050m (650 HM, 4 – 5 Stunden Gehzeit). Spätestens ab Lager II sollten unsere Anstrengungen durch herrliche Sonnenuntergänge mit Blick auf die Pamir Gipfel Pik Kommunismus und Pik Lenin belohnt werden.

Ab dem zweiten Hochlager wird dann die weiträumige Westflanke des Berges mit einer Ausdehnung von ca. 10 Kilometern besonders gut sichtbar. Der weitere Weg führt über diese - mit ca. 30° wieder etwas flacheren - Hänge ins Lager III auf 6800m (750 HM, 5 – 6 Stunden Gehzeit). Mit zunehmender Sonneneinstrahlung können wir hier auch auf Blankeis treffen. Eine Besteigung auf Schiern wäre dann zwar nicht mehr möglich. Ansonsten aber machen die durchschnittlich etwa 30° steilen Hänge den Mustagh Ata zu einem idealen Skiberg

Von Lager III aus trennen uns dann noch etwa 750 HM oder 4 - 6 Gehstunden vom Gipfel des Mustagh. In dieser letzten Aufstiegsetappe erwarten uns flache, aber endlose erscheinende Hänge. Gipfel und Ziel sind nie in Sicht. Expeditionsteilnehmer berichten davon, dass sie sich im letzten Teil der Tour fühlten wie auf einem Fußballfeld. Manche berichten davon, dass sie in vier Stunden nur 400 Höhenmeter zurücklegen konnten und an der Funktionsfähigkeit ihrer Höhenmesser zweifelten. Kurz vor dem Gipfel taucht rechts ein Felsen auf, dann, wenige Minuten später, ein kleiner Steinhügel - der Gipfel! Höher geht es – zumindest von hier aus - nicht mehr.

Doch mit dem Gipfelerlebnis ist das Abenteuer bekanntlich noch nicht beendet – eine erfolgreiche Bergtour endet erst im Tal und das wollen wir mit einer Skiabfahrt erreichen. Allerdings ist der Traum von einer Abfahrt über den Wolken am Mustagh schon für viele zu einem Alptraum geworden. Harter Bruchharsch, der schwere Rucksack und Erschöpfung vom Aufstieg machen die Abfahrt zu einem der wichtigsten Kriterien der gesamten Tour. Mustagh-Bezwinger berichten von nur wenigen Schwüngen, die nicht mit einem Sturz endeten.

In Summe bringt der Aufstieg somit kaum nennenswerte technische Schwierigkeiten. Die Hauptgefahren liegen vielmehr in den unberechenbaren klimatischen Verhältnissen. Die Große Höhe, Kälte, Wetterstürze und somit kaum Möglichkeit zur Orientierung können ernste Probleme bereiten.