Umgebung und Anreise

 

Über die Besteigungsgeschichte des Mustagh-Ata ist nur wenig bekannt. Mehr weiß man über die Umgebung des Berges. Es sind nicht nur die alpinistischen Herausforderungen, sondern auch die beeindruckende Landschaft mit ihren kulturellen und klimatischen Gegensätzen, die unsere Expedition zu einem unvergesslichen Erlebnis machen sollen. Während im Nord/Nordosten des Berges die trockene, flache und ruhige Takla Makan Wüste dominiert, ist die Gegend süd/südwestlich des Mustagh-Ata von den mächtigen Riesen des Karakorum Gebirges und den politischen Krisenherden in Pakistan, Afghanistan und Kaschmir geprägt.

Kulturelle Gegensätze der kirgisisch-chinesischen Grenzregion, die Trockenheit der Taklamakan Wüste und der unwiderstehliche Charme der muslimischen Handels- und Oasenstadt Kashgar kennzeichnen die Region nördlich des Mustagh-Ata. Kashgar gilt als uralter, reicher Handelsknotenpunkt, der seit jeher Geschäfte mit angrenzenden Ländern betreibt. Die Oasenstadt liegt an der Seidenstraße die einst Xi`an, die frühere Hauptstadt Chinas mit dem Mittelmeer verbunden hat. Bekannt ist Kashgar für seinen Sonntagsmarkt, einen der größten Bazare der Welt. Hier werden wir im Anschluss an unsere Expedition die Möglichkeit haben für unsere Touren-Ausrüstung noch ein paar Yen zu bekommen.


In Kashgar endet auch der berühmt-berüchtigte Karakorum Highway (KKH), der China mit Pakistan verbindet. Nach wie vor kommt dieser großen Transhimalaya-Verbindung hauptsächlich militärische Bedeutung zu. Waffen für Afghanistan und für den militärisch besetzten Teil Kashmirs im Norden Pakistans rollen über die Asphaltpiste neben der alten Seidenstraße auf den Spuren von Marco Polo und Alexander dem Großen.

Folgt man von Kashgar aus dem KKH weiter nach Süden, entlang des Moshi-Flusses und der chinesisch-tadjikischen Grenze erreicht man nach etwa 200 Kilometern oder 6 Fahrstunden den Karakul See auf 3750 Metern Höhe (Großglocknerniveau). Normalerweise beginnen Mustagh-Ata Expeditionen in Subash nahe des Karakul Sees mit einer 3 bis 4 Stunden Trekking-Tour ins Basislager. Der Mustagh ist nicht nur für eisige Kälte, sondern auch für seine leichte Erreichbarkeit durch seine Nähe zum KKH bekannt.

Folgt man dem KKH zwischen Kun Lun (im Osten) und Pamir (im Westen) weiter Richtung Süd-Westen erreicht man die mit 4703m höchste Straßengrenze der Welt am Khunjerab-Pass zwischen Pakistan und China. Die Gegend südlich des Passes zählt zu den geologisch aktivsten der Welt. Zwischen Himalaya, Karakorum und Hindu Kush stoßen die asiatische und die indische Platte aufeinander und verändern permanent das Landschaftsbild. Die Berggipfel wachsen immer noch um fast einen Zentimeter pro Jahr. Von dort führt der Weg weiter, vorbei am Nanga Parbat nach Islamabad. Viele Mustagh-Expeditionen wählen die eindrucksvolle Strecke von Islamabad über den KKH Richtung Norden als Anreisevariante.

Wir hingegen werden uns von Norden aus auf den Weg Richtung Mustagh-Ata machen, auf einer nicht weniger reizvollen Route. Auch diese Anfahrt ist ein Abenteuer für sich. Wir durchqueren drei Länder, die gegensätzlicher nicht sein können: Kasachstan, Kirgistan und China. Aus den heimischen Bergen führt uns unser Weg zunächst per Flugzeug nach Almaty (Kasachstan) und von dort mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Bishkek und zum idyllischen Issyk Kul-See (Kirgistan). Im Anschluss überqueren wir den Tourugart-Pass (3752m) in Richtung China wo wir kurz in Kashgar (1309m) Station machen werden. Die motorisierte Anreise endet für uns südlich von Kasgar in Shubash (3700m) am KKH nahe des Karakul Sees. Von Subash aus werden wir unserer Aufstiegsroute folgen und uns zu Fuß in Richtung Basislager (4450m) aufmachen.